SAME PLANET. DIFFERENT WORLD ® (Minneapolis, MN, 1/97)

Last Update: 5.1.99

Tips zum Kostensparen beim Lesen dieses Reiseberichtes.


SO GING'S LOS

Dasa/Ulm, irgendwann kurz vor Weihnachten: Der Alfred ruft an, er ist auf der Suche nach Leuten, die im Januar nach Minneapolis fliegen, zur Vorstellung der Metaphase V2.3. Ich zögere noch etwas, weil ich zur gleichen Zeit schon einen Kurs hier in Germany gebucht habe. Doch ich laß mich in den Kreis der Freiwilligen aufnehmen.

Einige Tage später ist es soweit: Ich gehöre zum Kreis der Auserwählten. Also geht es an die Reiseplanung. Die SIEMENS Comtravel empfielt mir den Flug am Samstag von München über Chicago nach Minneapolis. Daß in Chicago nur 1 ¾ Stunden für Einwanderung, Gepäck, Zoll und Umsteigen bleiben, läßt sie kalt: "Da sorgen schon die Fluggesellschaften dafür, daß es klappt!". Von Kollegen hab ich aber schon gehört, daß das in enormen Streß ausarten kann. Einer gibt mir noch den Tip, daß man im WWW komfortabel nach Flugverbindungen recherhieren kann: http://www.lufthansa.de/on-line-schedule/

Das ist echt super. Man gibt Abflug und Ziel ein, und erhälte auf Wunsch alle Verbindungen, auch die *nicht* bei der LH! So finde ich eine Verbindung mit der KLM über Amsterdam. Das heißt Umsteigen ohne Einwanderung und Zoll in Amsterdam (das Gepäck wird direkt durchgecheckt). Beim Ankommen in Minneapolis ist es dann egal, ob der Flieger Verspätung hat, und wielange die Formalitäten dauern.

Vom Comtravel erfahre ich zudem, daß der Flug von Freitag auf Freitag nur ca. DM 1.500 kostet, statt DM 3.600!

Also buche ich den Flug bei der KLM ab Samstag, inkl. Rückflug am Freitag abend. Außerdem bestelle ich einen Mietwagen ab Flughafen.

Am Abend schau ich mir über City.net den Stadtplan von Mpls an. Ich finde das Hotel und auch den Flughafen: Ersteres liegt im Norden, letzterer im Süden, dazwischen in unbekannter Ausdehnung die City. Als ich eine Nacht darüber schlafe, und mal die Zeitverschiebung ausrechne, bestell ich den Mietwagen wieder ab: Ich komm nach unserer Zeit um Mitternacht dort an (bei Verspätung noch danach), bin das erste Mal in den USA, muß quer durch die Stadt übermüdet in einem fremden Auto zu einem unbekannten Hotel. Ich glaub, da hätte sogar das Gewerbeaufsichtsamt was dagegen.

Ich such mal in CIS (CompuServe) nach "Minneapolis". Ich finde tatsächlich 3 Reiseberichte, die recht interessante Infos bieten. Auch den aktuellen Wetterbericht hole ich mir aus CIS aus CIS. Es ist momentan ungefähr so kalt wie bei uns (-5 Grad Celsius).

Weil ich mich auf das "Überleben in den USA" richtig vorbereiten will, kauf ich mir noch einen "Reiseführer" von Baedeker, und einen "Spachführer Amerikanisch" von Langenscheidt. Außer echt guten Informationen kann ich dort auch lesen, daß ich nur 0.25 Liter "Toilettenwasser" zollfrei mitnehmen darf! Ich wußte gar nicht, daß das Wasser in deren Toilleten sowas besonders ist! ;-) Aber ich werde mich dran halten ;-)

Mittlerweile hat mich schon richtig das Reisefieber gepackt. Und auch, daß ich Gelegenheit hab, viele Leute von Metaphase persönlich kennenzulernen, die ich bisher nur als Email-Adresse kannte, finde ich mit super. Doch da hab ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Unsere Sekretärin weist mich gott-sei-dank darauf hin, daß Auslandsreisen der Chef unseres Chefs unseres Chefs genehmigen will (Culture Change hin oder her ;-). Wenn ich das nicht mache könnte ich hinterher ziemlichen Ärger kriegen.

Also schreib ich eine kurze Begründung, warum die Reise notwendig ist (Für einen Fachberater ist es so ziemlich überlebensnotwendig, daß er über das "Fach", das er "berät" auch aktuell Bescheid weiß). 2 Tage vor Weihnachten schickt unsere Sekretärin den Antrag los. Unser Chef ist in Urlaub, daher unterschreibt sein Stellvertreter. Der Chef-Chef hat gerade Weihnachtsfeier, er unterschreibt aber am nächsten Tag (BTW: Unsere Abteilung macht *keine* Weihnachtsfeier). Im neuen Jahr erfahre ich, 3 Tage vor dem Abflug, daß der Chef-Chef-Chef den Antrag ohne Kommentar *zerrissen* hat! Ich bin total von den Socken (man verzeihe mir, die saloppe Ausducksweise, doch sie kann nichteinmal annähernd meine tatsächlichen Gefühle wiederspiegeln. Ich höre seit 2 Jahren "Culture Change", "Rohstoff Geist", "Know How", "Skills", uvm., und dann sowas! Ich vermeide bewußt Namen oder Andeutungen zu nennen, um nicht irgendwelche Nachteile in Kauf zu nehmen).

Glücklicherweise werden wir (wie jedes Jahr) gerade wieder mal umorganisiert. Und unsere neuen Chefs haben die Zeichen der Zeit erkannt, und wissen, was wichtig ist! Sie versprechen mir (mündlich), die Reise zu genehmigen, und im Notfall auch die Kosten zu übernehmen. Ich verlasse mich auf das Wort, und fliege los. Später werden wir tatsächlich die Kostenstelle beanspruchen, und ich freue mich, daß ich in diese Abteilung komme.

Jetzt aber hurtig: Ich muß noch Dollar einwechseln, und entschließe mich, daß $ 100 genug sind. Schließlich fahre ich ja ins Land der Kreditkarten. Ich bin (noch) überhaupt nicht aufgeregt, und denk mir, daß es eine Dienstreise ist, wie jede andere. Zum Glück fällt mir doch noch ein, daß ich ja erstmalig über eine Grenze muß, bei der ich den Reisepaß brauche! Der liegt griffbereit im Handschuhfach meines Autos, doch da nützt er mir beim Fliegen wenig!

Um mein "Glück" vollkommen zu machen macht am Freitag vor der Abreise noch meine Casio-Computer-Uhr schlapp: Batterie leer. Ich bring sie noch zum Uhrmacher, der sagt, bis 17:00 ist sie fertig. Ich benütze sie, um mich kurz vor dem Abflug zu erinnern, dann als 3-Minuten-Tee Timer, und sogar als Wecker, der mich jeden Tag zur gleichen Zeit (und nur in der Frühe) weckt. Außerdem möchte ich noch die $ in DM umrechnen. Doch als ich sie abholen will, eröffnet er mir, daß sie ganz kaputt ist! Shit!

Wie ich dann so meinen Koffer packe, und sein Gewicht mal teste, hab ich doch Bedenken, wie ich den zum Flughafen befördere. Bis zur nächsten S-Bahn sind es 10 Gehminuten, wenn man schnell geht. Mit diesem Gepäck wird das sicher eine ziemliche Strapaze werden. Dann muß ich noch eine lange Treppe hochsteigen. So beschließ ich: Ein Taxi muß her (Später werder ich dadurch noch Ärger mit der Reisekostenabrechnung bekommen. Weil dort gibt es eine Vorschrift, daß man für den Flughafen München kein Taxi braucht! Jeder kann ihn ohne Probleme erreichen, egal wo er wohnt, und egal, wieviel Gepäck er hat! Die müssen tolle Muskeln haben, bei der Reisekostenprüfstelle! Es ist sogar eine Frau, die meinen abartigen ;-) Wunsch nach einem Taxi ablehnt! Ob die meinen 23 kg scheren Koffer die Treppen hochwuchten würde, werde ich wohl nie erfahren. Vielleicht sind Frauen wirklich stärker, als die Männer?!). Ich hab eine 2. Begründung geschrieben, und von meinem Chef unterschreiben lassen. Wir werden sehen ...

Kurz vor der Abreise befestige ich noch diverse Aufkleber (Johanniter: Stärke für Schwache, und Snoopy-Aufkleber) auf dem Koffer, um ihn auf dem Förderband auch schnell wiederzuerkennen. An mein Handgepäck häng ich noch einen Namensanhänger, damit ich für den Fall der Fälle auch abgesichert bin.


SAMSTAG ( 1/11/97 oder 11.1.1997)


München

6:00 Aufstehen

8:00 Taxi kommt

9:15 Flughafen "Franz Josef Strauß"

Das Einchecken bei der KLM geht recht schnell. Ich geh an die (kurze) Schlange bei Business Class, weil auf meinem Ticket unter Class steht "B". (Dieser Irrtum wird sich erst später aufklären, als ich merke, daß vor mir die Vorhänge zugemacht werden, und auf der Speisekarte "Tourist Class" steht.) Weil ich über das Land der Überfälle schon viel schlimmes gehört habe, kauf ich mir einen Brustbeutel mit breitem Halsteil, und hautfreundlicher Rückseite. Der hat auch genügend Platz für Paß, Ticket, Geld, und einer Ersatz-Kreditkarte (Ich hab Amex und Visa für die Firma, und Eurocard als Ersatz).

Ich erhalte auch jetzt schon das Formular "Ersatz für Visum" für die Einwanderungsbehörde. Unter den vielen Fragen stehen auch sehr kuriose, wie z. B. : "Steht hinter Ihrer Einreise die Absicht, sich an strafbaren oder *unmoralischen* Handlungen zu beteiligen?". Natürlich fragen sie auch, ob man ein Nazi oder ein Terrorist ist!

Vor dem Boarding schau ich natürlich noch in den Duty Free Shop rein. Als ich durch die Schnaps-Regale schlendere wundere ich mich noch über die Preise. So ähnlich hab ich sie auch vom Supermarkt in Erinnerung. Bis ich zwei Verkäuferin darüber debattieren höre, daß die dummen Kunden nicht bemerken, daß es hier Literflaschen statt 0.7 l Flaschen gibt. Da fällt es mir auch auf <g>. Kaufen tu ich trotzdem nix (nix gut deutsch ;-)!

10:30 Endlich heißt es "Boarding". Ich schieß noch ein Foto, von "meinem" Flieger (siehe Bild), und los geht's.

Das war mein Flieger vor dem Einsteigen

11:05 Abflug (wir haben zwar ein bißchen Verspätung, aber wer wird denn kleinlich sein?) Ich hab einen Fensterplatz, und bin mir noch nicht bewußt, daß ich die Armfreiheit genießen soll. Es gibt ein grausliges "Chicken" zu essen, mit einem üblen Nachgeschmack.

Amsterdam, Flughafen Schiphol (sprich "skipol")

13:05 Landung

Durch den Tunnel geht es in den Flughafen. An der ersten Anzeigetafel erwartet mich die "freudige" Nachricht: Anschluß hat Verspätung um 3 Std. --> 18:30! Schon bin ich froh, daß ich nicht über Chicago geflogen bin. Da wäre es für den Anschluß schon zu spät gewesen. So läßt es mich relativ kalt. Hab halt mehr Zeit, mich im "Skipol"-Airport umzusehen.

Die Zeitschriftenläden sind "gut sortiert" ;-)  Neben Kinder-Comix sind da Zeitschriften, die es bei uns nur in speziellen Geschäften gibt. Bei den Videos sind sie ebenso großzügig. Die Kinder, die ich gesehen habe, sind allerdings uninteressiert daran vorbeigegangen. Sie haben halt doch (noch) andere Interessen.

Ein kleines Problem hab ich mit der hiesigen Währung: Manche Geschäfte (insb. Schmuck und Elektronik) haben ihre Waren mit "NLG" (ich vermute "NiederLändische Gulden", engl.: "dutch guildard"). Doch andere geben die Preise in "Fl" oder auch in "f" an! Wie ist da wohl der Umrechnungskurs? An den Bankschaltern kann ich nur den Kurs für NLG finden, ca. 1:1. )

Ich lauf an einer Sushi-bar vorbei (weil ich noch keinen Hunger habe). Als sich dann der Hunger meldet, kann ich die Sushi bar nicht mehr finden. Zum Trost ess' ich einen "Alaska Dearest" (=toter, erhitzter Lachs) für f 37,50. Ich hab keine Ahnung, ob das teuer oder billig ist - egal.

17:30 Boarding

Endlich ist es soweit: Anstehen an der Sicherheitskontrolle: Man muß durch einen Türrahmen mit Metalldetektor. Es pfeift fürchterlich, wenn einer mit etwas Metall durchgeht. Man muß es vorher nebenan einer Kontrolleurin vorlegen. Einer ist dabei, bei dem pfeift es gewaltig, der will aber nichts rauslegen. So läßt er sich lieber von oben bis unten abtasten (vielleicht mag er das?). Als ich an der Reihe bin, leg ich meine Dose mit Pullmoll und meine Chi-Gong Kugeln raus. Ich fürchte, daß sie die für Bomben halten können, und möchte ihr das erklären. Da nimmt die Kontrolleurin die Kugeln, und läßt sie  in der Hand kreisen, ohne daß sie sich berühren!

18:30 Türen zu und Los! Jetzt wird mir endgültig klar, daß ich keine business-class habe. Die Bestuhlung ist 3-4-3, ich sitz am Fenster, und mein Nachbar hat schon die 3 cm breite Armlehne für sich beansprucht. Das Essen schmeckt nach "A" und "F", der Kopfhörer überträgt nur Gekrächze, und die Triebwerke sind dröhnend laut.

Jumbo der KLM

Naja, es sind ja "nur" 6.650 km. Zu Anfang und in den Pausen erscheint eine Grafik auf den Bildschirmen, die die Geschwindigkeit, die Zeiten bei der Landung und die momentane Position anzeigt. Toll :-) Sonst würde es einem nie richtig bewußt, daß man mit 920 km/h in 10.000 m Höhe über den Globus saust. Weil es schon längst dunkel ist, merk ich auch nicht, ob wir grade über dem Meer, England oder Irland fliegen.

Als Film zeigen sie: "First Wives Club" (= "Erster Verein der Ehefrauen") in Englisch, mit Holländischen Untertiteln. Durch die schlechte Tonqualität krächzen die "Wives" dermaßen, daß ich den Kopfhörer lieber abnimm.

Am Abend haben wir die Wahl zwischen "Italian" und irgendwas anderem. Das "Italian" entpuppt sich als Pizza-Imitation, von geringem kulinarischen Wert (auf deutsch: "schmeckt beschissen").

Ich hab den Eindruck, daß es wenig zu trinken gibt in der "Tourist Class". Dafür gibt es gesalzene Erdnüsse, und salzigen Tomatensaft. Ich beschließe, in Zukunft etwas zu trinken, und Müsli-Riegel selber mitzunehmen. Ein Kollege erzählt später, daß es in der business-class eine umfangreiche Weinkarte, und ständig eine Bedienung in der Nähe gab.

Ich nicke immer öfter ein. Auch als es überraschend einen 2. Film "That thing" gibt, schreckt mich die miserable Tonqualität nur ab.

Minneapolis ("Stadt des Wassers", Abkürzung: Mpls) in Minnesota ("Land des himmelfarbenen Wassers", Abkürzung: MN)

Irgendwann seh ich zum ersten Mal Lichter unter mir: Wir überfliegen die "Neue Welt". Um 7:50 p.m. (USA Central Time = 2:50 MEZ) landen wir in Mpls/St.Paul international Airport. Es geht wieder durch einen Tunnel zum Flughafen.

Joachim hat mich gefragt: "Was fällt Dir als erstes auf?": Ich bemerke die Fahnen von USA, Minnesota und ... McDonalds (!)". Als zweites: Hinweisschilder sind auf amerikanisch und japanisch (vielleicht auch chinesisch, oder koreanisch, ...)

Bei der Einwanderungsbehörde heißt es: "wait before the yellow line" = "warte vor der gelben Linie" so wartet jeder, bis er durch ein gnädiges Nicken zur Einreise in das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" aufgefordert wird. Ein Hinweisschild droht jedem, der dem Beamten unfreundlich ist, oder ihn sogar "aussaulted" mit langen Gefängnisstrafen, und hohen Geldstrafen! Ich beschließe, ganz brav zu sein!

Beim "customs" lerne ich, daß "customs" "Zoll" heißt. Die stellen dazu noch komische Fragen: "Haben sie Geschenke?", "... Drogen?", "... Alkohol?" (ich hab glatt schmunzeln müssen), "No!" (Was muß man wohl für ein Kilo Kokain Zoll zahlen? ;-)

Als ich diese Prozedur erfolgreich geschafft habe, begebe ich mich zum "Shuttle Service". Aus der KLM-Zeitschrift weiß ich, daß es in Minneapolis zwei Terminals gibt. Ein Hauptterminal (HHH), und ein Extra-Terminal für Auslandsankünfte. Mit einem Shuttle-bus kann man sich ins Hauptterminal befördern lassen. Ich finde auch prompt den Weg zum shuttle, und nach nur 20 Minuten kann ich einsteigen. Weil ich irgendwie ein komisches Gefühl habe (und weil er lt. Fahrplan zum HHH-Terminal fährt, und ich glaube, daß ich dort ankomme), frage ich den Busfahrer, ob er zum Hauptterminal fahre. Der schaut mich entgeistert an, hält mich wohl für geistesgestört, und erst auch meine 2. Frage verrät er mir, daß ich schon im Hauptterminal bin!

Aha! Also such ich die nächste Telefonzelle und wähle 1-800-837-1867 für den vereinbarten shuttle-service zum Hotel. Dort nuschelt mir einer entgegen: "Go to the 3rd exit (die Ausgänge sind nicht numeriert, aber der Operator sagt mir, ich soll halt den Taxi-Anweiser fragen, der steht beim 1. Ausgang), and wait for an red Minivan" = "Geh zum 3. Ausgang (frage den Kundendienst), und warte auf einen roten Kleintransporter". Dort steh ich allein im Hinterhof, der iskalte Wind pfeift mir um die Ohren, trotz langer Unterhosen, Daunenjacke mit Kapuze und Fleece-Handschuhen ist mir saukalt. Dazu beäugt mich einer in einem roten Amischlitten (ich dachte, alle Taxis wären gelb, "yellow Cab"?): "Who are you" - "Elfert". Endlich kommt ein roter Minivan - und fährt vorbei. Dann kommt ein roter Amischlitten "Who are You?" - Und fährt weiter.

Kurz bevor ich erfroren bin oder ausgeraubt werde (hätte ihm sofort alles gegeben, $ 100 lohnen nicht zu sterben!), kommt noch ein Minivan: "Who RU?" ("Wer sind Sie?") : "Elfert" - "I'll take U" ("Ich nehm Sie mit"). HURRA - Ich bin gerettet!

Ich bin todmüde, doch der Fahrer will mich dauernd in ein Gespräch verwickeln. Da ich hinten sitze, verstehe ich ihn zuerst immer nicht. Dann dreht er sich um, und fragt mich noch mal (Er kennt die Strecke wohl auswendig!). Als er fürchterlich über eine Autofahrerin schimpft, die (mit den vorschriftsmäßigen 55 Meilen/h) auf der linken Seite fährt, flippt er aus. Rechts ist grad eine kleine Lücke, so schlängelt er sich dran vorbei (Rechts überholen erlaubt). Er fragt mich "Do the Germans drive better?" - "No, they don't, but I think the italian are the best drivers in europe!" ("Fahren die Deutschen besser?" - "Nein, die Italiener sind die besten Autofahrer in Europa!"). Da ist es ganz um ihn geschehen: "I am part an Italian!". Und er redet ununterbrochen auf mich ein, obwohl ich kaum was verstehe - wegen dem Lärm.

Es dauert (wie vorausgesagt) ca. $34 (= 45 min) bis zum Hotel "Northland Inn, 7025 Northland Drive in "Brooklin Park, MN 55428" (ich weiß immer noch nicht, ob das ein Stadtteil oder eine eigene Stadt ist, egal).

22:00 (= 5:00 in Deutschland): Endlich im Hotel, sie ziehen Kreditkarte durch, der Reisepaß interessiert sie nicht! Ich freue mich auf das erste Bud aus meiner Zimmer-Mini-bar. Ich find sie gleich (im ersten Raum), mach die Tür auf, doch - nur Gehäuse, kein Kühlschrank! Shit!!! Will mir einen Tee kochen - doch - kein Wasserkocher! Was will man schon verlangen für ein $104 Zimmer (=DM 160) ;-)

Ich hab noch Hemmungen, den Room-Service anzurufen, so leg ich mich hin, und schlaf gleich ein.


SONNTAG


Zimmer

Schlafe gut, trotz lauter Klimaanlage. Ich hab mir auch (wie üblich) mein eigenes Hansi-Kissen mitgebracht. Statt einer Zudecke haben sie ein Laken mit einer Wolldecke (Kunstfaser) fest in den Spalt zwischen Matratze und Bett gesteckt. Um ca. 3:00 wach ich zwar auf, doch kann ich gleich wieder einschlafen. Um ca. 8:00 steh ich dann doch auf und geh zum Duschen. Die Dusche ist fest an der Wand angebracht, es gibt keinen Regler für die Wassermenge, wenigstens für warm und kalt. Alles ist recht primitiv und wackelig - auch die Lichtschalter. Weil ich mir den Adapter sparen wollte, rasiere ich mich naß.

Immer, wenn ich Metall anfasse kriege ich einen Schlag! Auch beim Lichtschalter! Liegt wohl am Teppich. Es wird nach einigen Tagen besser, doch als ich bei einem Kollegen den Türgriff anlange, kriege ich wieder eine!

Bei einem Blick aus dem Fenster merk ich nicht, daß ich in einer riesigen Stadt bin. Erst au f dem zweiten Blick erkenne ich lauter kleine Häuser, versteckt unter den Bäumen:

Breakfast #1

Voll freudiger Erwartung betrete ich den Frühstückssaal: "Wait to be seated" ist die Devise. Die "waitress" zeigt mir einen Einzelplatz (One person), und fragt mich "Can I bring you coffee?" - "No, tea!" - "Tea? Ordinary black tea?" (Sie glaubt wohl, ich bin krank?).

In der Zwischenzeit umrunde ich schon mal die 2 Buffets, auf der Suche nach Semmeln, Butter und Rührei. Find aber nur Kelloggs, Marmelade, Joghurt und Kuchen! Weder Brot noch Semmeln!

Dann kommt eine andere "waitress" mit dem Tee: "Do you have a coupon?" - "What coupon?". Es geht einige Male hin- und her, doch weil ich keinen Coupon habe, zählt sie auf, was es alles zu welchem Preis zum Frühstück gibt. Als sie bei "eggs" angekommen ist, und auch "ham" erwähnt, unterbreche ich sie: "That's what I want: ham and eggs" - "Do you want your eggs: Over easy, over hard?". Es geht wieder hin- und her, doch außer "medium" kann sie nichts aus mir herausbekommen. Schließlich hat sie Mitleid und sagt: "I'll order for you". Ich frag sie noch nach "brown bread" - "Yes, do you want it toasted?" - "No".

Es gibt da einen Grill, da muß man warten, bis jemand kommt, der dann den Schinken und die Eier zubereitet. "Over easy" heißt, dass sie Spiegeleier machen, aber einmal wenden (=over), und der Dotter noch weich ist. Rühreier heissen "scrambled eggs" und es hätte sie in einerm 3. Buffet gegeben. Normale Spiegeleier heißen übrigens "sunny side up". Das "brown bread" ist nur Vollkorntoast, und das hab ich ungetoastet bestellt (bäh) !

Als es dann ans zahlen geht, fragt sie mich: "Do you want to ckeck the room number?" Ich weiß nicht, warum ich meine Zimmernummer kontrollieren soll, so frag ich halt, wie ich zahlen kann. Vorsichtshalber sag ich ihr noch meine Zimmernummer. Sie bringt mir dann die Rechnung (heißt hier "check", obwohl in meinem amerikanischen Wörterbuch "bill" steht!). "Complete breakfast" kostet $ 9.75 + 6,5% tax. Weil ich weiß, daß man hier 15% "Tip" (=Trinkgeld, auf den Rechnungsbetrag ohne tax) geben muß, such ich nach einem entsprechenden Feld auf der Rechnung. Doch wieder Fehlanzeige. So frag ich halt wieder, und sie zeigt mir ein Feld "Gratuity". Langsam frage ich mich, wofür ich in der Schule 8 Jahre lang englisch gelernt habe.

Telephon Blues #1

Immerhin bin ich jetzt gestärkt, so möchte ich kurz daheim anrufen. Auf dem Telefon steht:

Credit card calls, dial 8 + 0,
long distance calls, dial 8 + 1
local calls, dial 9

Weil ich mit meiner Visa Kreditkarte telefonieren will, wähl ich 8 0 18008001133 (Visa Phone über Sprint. Daheim stellt sich raus, daß Gespräche von USA nach Deutschland $1 kosten, also ca. DM 1,60 und $1 Grundgebühr. Aber immer noch billiger, als die Hoteltarife). Eine synthetische Stimme sagt "your call will be completed", danach macht es nur noch tututututututut. Ich probier alles durch: 8 0 8008001133, 8 1 18008001133 und 8 18008001133. Immer das gleiche tututututututut. Schließlich probier ich es ohne Visaphone, direkt durchzurufen. In meinem Reiseführer steht 01149 für die Vorwahl für Deutschland aus den USA. Doch weder mit "8 1 01149 8123608" noch ohne der Null mit "8 1 1149 8123608" klappt es.

So ruf ich schließlich bei der "front desk" an, und frage um Hilfe. Die verweisen mich an den "operator" unter der Null "0". Der sagt mir, daß ich "9 18008001133" wählen muß! Und - es klappt, juchz! Es meldet sich ein synthetischer Operator auf deutsch (!), und fragt Kreditkartennummer und Geheimwort ab. Danach soll ich "01" sowie die Ländervorwahl ohne 0 wählen (also 0149 8123608).

Hotel

Die geplante sight-seeing-tour ("Stadtrundfahrt") muß ich auf Montag verschieben. Es heißt, das organisiert der Concierge, und der hat am Wochenende frei. Etwas gefrustet, beschließ ich zuerst das Hotel zu erkunden. Im "gift shop" kauf ich ein paar Andenken, und "soft drinks" (diet sprite, und mineral water). Auch hier gibt es kein "bud" :-( Sie haben aber immerhin Postkarten und Briefmarken für 50 cent.

Ich setz mich auf eine Couch neben einer Harfinistin. Es ist Sonntagsbrunch, und sie unterhält die Gäste. Sie begrüßt mich mit einem freundlichen "Hello". Scheinbar muß sie aber noch viel üben, weil sie nur nach Noten spielt, und beim Umblättern immer kleine Pausen macht.

Ein kleines Kind setzt sich mir gegenüber, und redet auf mich ein, doch ich versteh wieder nur Bahnhof. Ich kann kein Englisch mehr hören, und geh aufs Zimmer :-(

Dinner

Durch das "ham" und dem "over medium" bin ich so satt geworden, daß ich das Mittagessen ausfallen lasse, und so um 5 p.m. direkt zum Abendessen übergehe. Jetzt will ich mal den "room service" testen, und bestelle - wie im Film - per Telefon: One "Wadsworth Garden Salad" with "Oil and Vinegar" Dressing, one "Steak Sandwich medium" ($ 10.75), one "All American Burger" ($ 7.25) and one "Cabernet Sauvignon" aus dem Corbett Canyon in Californien.

Eine halbe Stunde später klopft es, und die Bedienung bringt ein Tablett mit 3 Riesen-Metallschüsseln und sämtlichen Zubehör (Korkenzieher, Ketchup und Senf, ...). Weil ich gelesen hatte, daß beim Frühstücks-room-service automatisch 16% eingerechnet werden frag ich: "Is the service included, or not?" - "Yes." (Weil ich mich auch selber vera*schen kann, geb ich ihr auch kein extra Trinkgeld. Auf der Rechnung seh ich später, daß 15% aufgeführt sind, aber im Reiseführer schreiben sie, daß man ein kleines Zusatztrinkgeld geben sollte).

Das 8-Unzen-Steak ist ziemlich groß (ich wußte nicht, wieviel 8 ounces sind! 1 oz. = 28,35g, also sind 8 oz. 226,8 g - fast in halbes Pfund! ), so daß ich danach schon satt bin. Es schmeckt traumhaft gut, ist ganz zart und saftig :-). Aus Neugier beiß ich dann noch in den Hamburger - super! Er ist wohl auf dem Rost über offenem Feuer gebraten, so schmeckt er auch. Wenn so die Hamburger bei McDonalds wären, ...!

Ich hör mir auf meinem Rekorder (mit Batterien, wegen Stecker) Kassetten von Reinhard Mey an, und lese ein Buch von Luis Trenker. Ich kann kein Englisch mehr hören!

Aus Gaudi bestell ich mir für den nächsten Tag das Frühstück auch aufs Zimmer: 1 "Omelett mit ham" und "black tea" mit "milk" und "honey", Lieferzeit: 8:30 a.m. . Das schreib ich auf ein Formular, und hängs vor die Tür.

Bis 9 p.m. kann ich mich noch wachhalten, dann penn ich ein.


MONTAG


breakfast #2

Mitten in der Nacht wach ich zwar wieder auf, doch schlaf ich dann weiter bis 8 a.m. . Ich steh gerade unter der Dusche, da klingelt es, ich spring raus, bind mir ein Handtuch um und stürz zur Tür - doch niemand da. Als ich fertig bin, klingelt es nochmal: das Telefon! Eine Stimme fragt: "Do ya want seven amletts?" - "What is an amlett?" - "Eggs, mixtured and ..." - "Oh, yes, I want an omlett." - "Do ya want one or seven?" - "Only one!" - "OK, 15 minutes".

5 Minuten später klopft es an der Tür, und ich krieg mein "one" omlett! Weil auf der Rechnung noch "seven" steht, geht die waitress nochmal runter, und verspricht in einer halben Stunde wiederzukommen. Mir fällt ein, daß die Amis für "eins" nur einen senkrechten Strich machen, und dafür die "sieben" ohne Querstrich, aber mit langem Häkchen.

Eine Stunde später kommt sie dann auch, und ich geb ich auch $1 Extra-Trinkgeld (15% sind schon auf der Rechnung ausgewiesen).

Sight seeing tour:

Jetzt aber los: Ich ruf den Concierge an, und frag nach einer "sight seeing tour". Er sagt, er wird das für mich arrangieren, und sich wieder bei mir melden. So hab ich mir USA vorgestellt, Service total! Bin schon sehr gespannt.

Kurz drauf klopft es an der Tür, und ich mach auf (obwohl in der Info-Broschüre steht, daß man keinen Fremden reinlassen soll, und erst an der Rezeption nachfragen soll = security). Es ist der Concierge mit einem Faltblatt: Sight seeing tours gibt's nur am Samstag, heute gäb es noch eine Tour zur "Mall of America" um 14 p.m. . Doch dahin kann er mir auch gleich ein Taxi besorgen. "OK!". Also wieder nix. Zum Taxi Bestellen hätt ich auch keinen Concierge gebraucht.

Mall of America #1

Ein echter Ami mit Baseball Mütze fährt mich in einem richtig großen Ami-Schlitten über die holprigen Straßen zur Mall of America, der größten Mall der USA (Wo auf der Welt gibt es wohl noch eine größere?) Weil ich kein "special place" habe, bringt er mich zum Nordeingang ("North Garden"), und ich geb ihm zu den $ 32 noch $ 4 dazu (das Ausrechnen der 15% fällt mir noch etwas schwer, wohl der time lag?), natürlich mit Kreditkarte (Visa, ich hab nur $100 in "cash", die heb ich mir für den Notfall auf).

Meine Jacke deponier ich in einem "locker" für 2 dime. Am "Rainforest Cafe" vorbei stoße ich direkt auf die:

UnderWater World (Same Planet. Different World®)

Es kostet für adults $ 8.95 (ich zahl natürlich auch mit Kreditkarte) , dann geht's in das Untergeschoß. Nach etwas warten (school class before), krieg ich einen walkman umgehängt, und es kann losgehen. Unter Vogelgezwitscher gibt eine Stimme Anweisungen auf englisch. Es ist eine Herbstlandschaft aus Minnesota (Land des Wassers) nachgebildet, mit kleinen Bächen und einem Teich, darin ein paar Fische. Weiter geht's über eine Holzbrücke bis zu einem Wasserfall, dann durch eine Höhle mit Eiszapfen an der Decke bis zu einem Biberbau! Da kann man auch durchgehen, und an einigen Bächen vorbei zur eigentlichen Attraktion: "UnderWater World"

Die Stimme sagt, man soll links in den gläsernen Tunnel auf das Förderband steigen, die Erklärungen sind auf die Geschwindigkeit des Förderbandes abgestimmt. Wenn man was länger ansehen will, soll man nur auf die Seite treten, und das Tonband abschalten (roter Knopf). Zum Weitermachen wieder aufs Förderband, und den grünen Knopf drücken (er erklärt das sehr narrensicher).

Im ersten Teil ist ein heimischer See nachgebildet. Schlingpflanzen uns Äste am Boden, das Ufer und oben sogar teilweise eisbedeckt ("Oops, da hat jemand seine Angel unters Eis fallen lassen"). 1 m lange Fische (Walleye und Northern Pike) schweben majestätisch an mir vorbei, manche halten sich wie schwerelos am Ufer versteckt. Ich denk mir: Gut, daß diese Fische keine Menschen beim Baden anknabbern!

Dann geht's in den nächsten Teil: Der Mississippi! Die "Anthony Falls" in Minneapolis bilden die Barriere, bis wohin der Mississippi schiffbar ist. Vom Golf von Mexiko, bis hier her, sind früher die Schaufelraddampfer gefahren (drum gibt's wahrscheinlich auch hier die "Twin Cities": Minneapolis im Westen und St. Paul im Osten). Es ist auch der Rest eines hölzernen Schaufelrades zu sehen, dazwischen typische Fische, z. B. der "Shortnose Gar", Nummer 19 im "Drivers Guide", oder der "Flathead Catfish".

Als nächstes kommt das Karibische Meer. Ein lustiger jamaikanischer Akzent beschreibt "the beautiful carribean sea" und die "sharks" und "stingrays". Beeindruckend, wenn die 3 m langen Haie über einen drüber schweben. Leider bin ich schon am Ende angelangt, und ein Schild verbietet das Umkehren :-(

Zum Trost kauf ich mir im anschließenden Andenkenladen eine Kassette: "Let the Ocean Worry" mit Meeresrauschen und einen Haizahn (natürlich auch mit "credit card"). Es gäb auch herrlich bunte Krawatten mit allerlei Fischen, doch ich kann meinen Geldausgabedrang noch zügeln!

Beim Ausgang sehe ich noch einen netten Vorschlag zur Kinderbetreuung: "Need someone to watch the kids while you shop? May we suggest our sharks?" Für $ 10.95 haben sie ein "two hour program for 5 to 12 year-olds"! Wie sie das wohl machen? Vielleicht schmeißen sie die Kinder ins Becken, und die müssen dann 2 Stunden um ihr Leben schwimmen ;-) ? Evtl. brauchen dann die Eltern NIE wieder eine Kinderbetreuung <VBG> ;-)

Mall #2

Ich beschließe, den Mall systematisch zu erkunden, und drehe in jedem Stockwerk eine Runde. Es ist alles wirklich toll auf Verkauf getrimmt. Dazu super beschildert und immer wieder Erklärungstafeln, daß sich wirklich keiner verlaufen kann (es heißt, in Minneapolis wurden die Malls erfunden, weil es so saukalt ist, daß man dabei die Lust am Einkaufen verlieren würde. Die bisher größte Mall ist die "Nicolett Mall", eine Einkaufsstraße beim IDS-Tower).

Besonders gefallen mir die Verkäufer: Wenn ich ein Geschäft betrete, lassen sie mich erst in Ruhe eine Runde drehen, dann fragen sie unaufdringlich "Can I help you?". Nach einem "No, I'm just looking around" lassen sie mich in Ruhe.

In der Mitte der Mall ist das "Camp Snoopy", ein Freizeitpark mit 8er Bahn, Wildwasserbahn, Riesenhochrad, Karussell, und vielen anderen Fahrgeschäften.

Die Geschäfte beeindrucken mich nicht sonderlich, nur im 3. Stock gibt es herrliche Bilder (genauer: numerierte, signierte Drucke). Eins mit Kanu, Lagerfeuer und Zelt am Ufer des Mississippi bei Sonnenuntergang gefällt mir am besten. Dort gibt es außerdem herrliche Holzeinlegearbeiten, welche die Holzstruktur nutzen, um das Motiv zu "malen", z. B. eine Steilküste aus Buche, oder die Flügel einer Ente. Doch ich zügle meine Kreditkarte weiterhin.

Schließlich knurrt mir der Magen, die Füße tun weh, daher beschließe ich mir einen Hamburger zu kaufen. Auf der Suche nach dem Burger King komm ich allerdings am "Little Tokyo" vorbei. Freundliche Asiaten reichen mir ein "chicken" am Zahnstocher. Ich probier - es schmeckt - und kauf mir für $ 4.95 eine Portion mit Reis und Nudeln, dazu "small coke, without ice". Das tut gut :-)

So gestärkt mache ich mich auf den Weg zum "Planet Hollywood" (ein Restaurant einer Kette, die Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis, und noch ein paar Promis gehört). Ich hab schon in einem Reisebericht aus CIS gelesen, daß das Essen nicht besonders sein soll. Die Speisekarte hat auch nichts besonderes, allerlei Arten von "fast food". Die Einrichtung ist sehr schrill, ein paar Fotos der Besitzer, als Attraktion steht hier die Originalpuppe des Andreoiden aus Terminator II, mit abgehacktem Arm, dem Kameraauge und den Einschußlöchern in der Lederjacke.

Auf dem Weg dorthin komm ich in ein Geschäft mit Indianerartikeln. Besonders die Dream Catcher haben es mir angetan. Ich nehm einen für $20 für Tobi mit. Nebenbei fördere ich auch noch die indianische Handwerkskunst. Jeder einzelne trägt einen Zettel mit der Unterschrift des Künstlers.

Weil mir die Füße wieder schmerzen, will ich heimfahren. Nur Jeans muß ich mir noch kaufen (Jeans sind in USA überhaupt billig, in Minnesota fällt dazu noch die Mehrwertsteuer von 6,5% weg). Der erste Laden in den ich stolpere, hat Jeans von "Old Navy" . Ich probier W40 L30, "relaxed fit" (etwas locker) und mit "finish antiqued". Die Verkäuferin sagt, sie sehen aus, als ob sie 10 Jahre getragen wären. Weil sie nur $ 22 kosten, nehm ich sie trotzdem ;-)

Wenn ich jetzt noch einen Ersatz für meine kaputte Casio Computer Uhr finden würde, wär ich happy. Und - tatsächlich - es gibt sie (es gibt halt doch alles im Mall - nur Waffen hab ich keine gesehen). Genau, wie meine, doch als ich auf den Preis sehe, 2 senkrechte Striche und eine 9 dahinter frage ich den Verkäufer: "Is this the price? $ 119?" (Da kämen sogar noch 6,5% tax drauf! In München hab ich die Uhr für DM 109,- gekauft! Er sagt "yes", und ich bin draußen. Von wegen billig Einkaufen, die haben wohl einen dicken Zoll für Waren aus Japan.

Telephon-Blues #2

Mit letzter Kraft hol ich meine Winterjacke aus dem "locker", und versuche ein Taxi zu kriegen. Vor dem Ausgang "North Garden" steht keines (gibts nur am Ostausgang: "East Broadway"), so ruf ich die Nummer an, die mir der Taxler bei der Herfahrt gegeben hat. Im Reiseführer stand, daß man bei Gesprächen innerhalb der USA immer eine "1" vorwählen muß. Auf der Karte steht "721-0000". Ich wundere mich noch über die 4 Nuller, und wähle "1-721-0000". Es kommt wieder das vertraute "Your call will be completed - tutututututut...". Shit! Diesmal probier ich nicht lange rum, sondern frage gleich den Mann bei den "Guest Relations". Tja, bei DIESEM Telefon darf man keine Eins vorwählen!

Der Mann an der Taxivermittlung will von mir noch wissen, ob ich das Taxi bezahle(!?). Ich sag natürlich "Yes", und geh raus und warte. Der Taxler ist sehr freundlich, und nimmt außer mir auch noch 2 Betrunkene mit einer riesen Fahne mit, die zum Humphrey H. Hogart Terminal wollen (der Taxler nennt das "Humpty Dumpty". Als er die beiden ausgeladen hat, schaltet er sein Taxameter ab, und sagt: "The hotel pays for it!" Das find ich ja toll :-)

Wieder im Hotel geh ich gleich auf mein Zimmer, und will mir ein Whirlpool-Bad gönnen, da läutet das Telefon: Das Hotel zahlt die Rechnung doch nicht! Shit! Das 20 Minuten Whirlpool-Bad tut aber saugut, und ich ordere anschließend wieder einen "All American Burger" und ein "bud" aufs Zimmer. Diesmal geb ich sogar $ 1 extra.

Um 7 p.m. meldet sich dann mein Kollege Jürgen und lädt mich auf ein Bud ein. Eine viertel Stunde später meldet sich auch der Erich. Er wollte am Flughafen Geld eintauschen, oder was von seiner Kreditkarte abheben, hat aber nicht geklappt. Dann konnte er nichtmal das Taxi mit der Karte bezahlen, so hat er seine letzten DM getauscht.

An der Bar lassen wir uns das Bud schmecken (nur ein paar Eiswürfel sind drin), und ich berichte ihnen von meinen Abenteuern. Schön wieder Deutsch zu reden! Um 9 p.m. fall ich aber wieder in die Heiha. Diesen Abend schick ich auch die Karten weg, mal sehen, wielange sie brauche (eine Woche).


DIENSTAG


breakfast #3

Souverän "waite" ich, bis ich "geseated" bin, bestelle ein "complete breackfast" mit "black tea", ordere "separate checks" und geb ihr auch $ 1.50 "gratuity" (bin doch schon ein richtiger Minneapolitaner ;-).

Um 1 p.m. geht der Kurs los, doch darüber gibts einen extra Bericht..

Abend

Jetzt meldet sich auch der letzte Kollege, der Dave aus Cambridge, UK. Ich ruf gleich zurück, doch er ist grad nicht da (er ist "shopping", wie ich später erfahre). Wir anderen 3 gehen dafür ins Wadworths, wo es - so verspreche ich - für $ 10 ein 8 oz. Steaksandwich gibt. Leider sind 12 Unzen (340,2 g) das mindeste, und es kostet auch $ 26 (natürlich plus "tax" und "gratuity"). Zusammen mit einem super Californischen Rotwein lasse ich dann $ 38.64 auf die "room number" checken. BTW: Mit der Fernbedienung des Fernsehers kann man jederzeit seine Rechnungen mit allen "check the room number" kontrollieren!

Room-Maid #1

Im Reiseführer lese ich, daß man der "room maid" täglich $ 2 geben soll. Ich leg den Betrag unter ein gebrauchtes Glas, und am nächsten Tag hat sie es mitgenommen. Der Witz kommt dann am Donnerstag.


MITTWOCH


You're welcome

BTW: Wenn ich zu jemanden "Thank You" sage, antworten die mit "You're welcome!" Anfangs fand ich es sehr freundlich, daß mich alle Willkommen heißen, doch dann hab ich rausgefunden, dass das hier "bitte" heisst, genau wie "That's OK".

XL

Im "gift shop" will ich mir zum Andenken ein sweat shirt kaufen. Ich frag die Verkäuferin, welche Größe sie mir empfiehlt, "XXL"?. "XL will be enough! (Welch ein Trost)". Sie sagt auch, daß ich es probieren kann. So steh ich bald im Unterhemd im Laden, und weil mir das Grüne nicht steht, probier ich noch das in "purple". Prima, paßt und super flauschig. Es ist z. Zt. Im Angebot, und kostet nur $32.

Room-Maid #2

Weil ich keine $ 2 mehr habe, leg ich ihr $ 1 unter das Glas, diesmal allerdings auf mein Nachtkasterl.


DONNERSTAG


Downtown

Dave und Jürgen haben die Idee, nach "Downtown" zu fahren. Erich bleibt da, ich fahre natürlich mit. Der Taxler kommt mit einem Minivan, sieht, daß noch 4 andere wegwollen, und nimmt sie kurzerhand mit "because of the lady". Er ist Afghane, war einige Zeit in politischer Gefangenschaft, und als die UNO ihn herausholte, hatte er die Wahl zwischen USA und Australien. Er empfiehlt uns ein Steak house in der 6th street, gleich gegenüber des "City Center". "Best steak and not so expensive", sagt er. Außerdem macht er uns einen Freundschaftspreis von $ 18. (Die Heimfahrt bei einem anderen Taxi kostet später genau das gleiche!)

Wir lassen uns beim IDS-Tower absetzen (lt. Meinem Reiseführer der beste Punkt um die Tour durch die "skywalks" zu beginnen. Hier haben sie die Wolkenkratzer im 2. flor mit gläsernen, tunnelartigen Brücken verbunden, damit man der Kälte auskommt. An diesem Abend hat es auch 8 below (-22°C) und einen "wind chill"-Faktor von 50 below (-46°C, "wind chill" ist die Wirkung der Kälte auf den Menschen, durch den Wind verstärkt) ! Der "governor" hat diesen Tag auch alle "public schools" und "kindergarten" geschlossen.

Kleines Bild von "skywalk", bei Klicken großes Bild

MURRAY's RESTAURANT

Nach einem kleinen Rundgang beschließen wir zum Essen zu gehen. Der skywalk zu dem Haus, in dem das "Murray's Restaurant" ist, hat leider geschlossen, so gehen wir halt zum nächstbesten Ausgang. Wir haben alle Winterjacken an, und so treten wir raus. Der eiskalte Wind sticht sofort wie Messer in unsere Gesichter, wir müssen noch warten, bis die Ampel umschalten. Es brennt im Gesicht, und die Kälte geht durch und durch. Es scheint ewig zu dauern, bis wir wieder im warmen sind. Keine 100m länger hätten wir es da draußen ausgehalten! .

Draußen waren nur wenige Leute unterwegs (ich wundere mich, daß überhaupt welche zu Fuß gegangen sind), keine Penner oder Gangster in Sicht. Aufgefallen ist mir noch der schlechte Straßenbelag. Bei dem Frost allerdings auch kein Wunder!

Nachdem wir uns etwas aufgewärmt haben, begeben wir uns brav zum "wait to be seated". Der läßt uns aber erst die Mäntel an der Garderobe abgeben. In Jeans und Sweat-shirt folgen wir ihm dann zu unserem Platz - mitten unter lauter pikfein angezogenen Damen in Abendkleidern, und Herren im Anzug. Es sieht aus, als wären Denver Clan, Dallas und Savannah hier versammelt. Wir werden aber äußert freundlich behandelt, und auch die Gäste rümpfen nicht die Nase über uns.

Vorne ist eine Bühne, darauf spielen (live!) einer Klavier und eine Violine! (Wir haben im Vorraum auf der Speisekarte nur Getränke gesehen, und jetzt fürchte ich, daß das ein teurer abend wird!). Wir bestellen alle Dinner-Steak mit Salat und Kartoffeln, ich mir ein "bud", Dave ein "Miller light" und Jürgen ein "Coke". Das Dinner-Steak ist mit 8 Unzen das kleinste, und kostet nur $ 17.95 (+tax+tip), das bud gibt es für $ 2.70! Es macht alles zusammen nur $26.63.

Dazu gibt es frisch gebackenes Knusperbrot, und sogar Semmeln und "Prezeln (!)" - alles gratis (in den USA gibts stehts kostenloses Eiswasser zum Essen, und auch Brot ist umsonst)!

Die freundliche Bedienung ("How are ya?", "enjoy your meal" und "Is everything fine?") bietet uns hinterher sogar an, die mühselige Rechnerei mit dem Trinkgeld abzunehmen! Dafür gönnt sie sich auch $5, ca. 20%! Wenn davon auch die Geigerin und der Klavierspieler was kriegen, ist's ok.

Beim Rausgehen sehen wir auch, daß das Lokal 1996 zwei Preise für das beste Steak gekriegt hat. Außerdem ein Plakat, daß die Herstellung des Steaks 3 Jahre dauert!

Hier die Adresse des Lokals zum selber hinfahren:

MURRAY's RESTAURANT
26 SOUTH 6TH STREET (gleich neben City Center)
MINNEAPOLIS, MN 5540

Telefonnummer hab ich leider keine, steht aber sicherlich im Telefonbuch.

Die "Nicolett Mall" schließt leider schon um 8 p.m., so sind wir gleich heimgefahren. Mit 2 (!) Somaliern, mit eingeschlagener Windschutzscheibe und der Fahrer hat während der Fahrt mit seiner Freundin telefoniert, und sich dann auch noch verfahren.

Room-Maid #3

Diesmal hat sie das Trinkgeld nicht mitgenommen, vielleicht ist das Nachtkasterl tabu? Um es herauszufinden, leg ich den $ wieder auf den Schreibtisch, wie am Dienstag.


FREITAG


Room-Maid #4

Das Geld ist immer noch da! Anscheinend ist sie nur auf $ 2 geeicht, so leg ich ihr auch nicht mehr als $ 2 unters Glas, sonst läßt sie es womöglich noch liegen!

Mall #3

Dave hat für 1 p.m. ein Taxi bestellt, und wir fahren zur "Mall of America", und zwar auf die "East Broadway Seite", da gibts im Keller, richtung auf den Transfershuttle die größten "locker". Ich geh nochmal mit in die "UnderWater World", und dann hab ich keine Hemmungen mehr: Ich kauf noch 'ne CD ("The sounds of UnderWater World", eine traumhafte Mischung von Meeresrauschen, Walgesängen, Vogelgezwitscher und sogar Wolfsgeheule, mit Musik untermalt. Die Naturaufnahmen wurden mit einem Kunstkopfmikrofon gemacht.) außerdem das Bild für $ 109 + tax (...) und noch einen Traumfänger für $ 21 + tax.

Heimflug

17.1.97, 9:40 p.m. : Abflug. Um 8.20 p.m. stell ich die Uhr um 7 Stunden vor: 5:20 (ich leg mir das Kissen unter den Kopf, deck mich zu, und versuch einzuschlafen). Auf das Essen im Flugzeug verzichte ich. Einmal weil es nicht schmeckt, und weil ich mit vollem Bauch sicher nicht gut schlafen kann. Zwischen 7 und 10 gelingt es mir tatsächlich zu schlafen - juchuu! Hinterher stinkt allerdings mein Hemd zum davonlaufen (so lange hält auch das beste Deo nicht, das nächste Mal nehm ich ein frischesHemd zum Wechseln mit).


SAMSTAG


Vertrakken

18.1.97, 12:45 (?): Wir landen pünktlich in Schiphol/Amsterdam, doch schon als ich zum 2. Mal auf die Anzeige des Anschlußfluges meinen Flieger nach "Munich" suche: "Vertrakken" 30 min! Jetzt bin ich schon 6 Flüge hintereinander nur mit Verspätung angekommen! Und da schimpfen die Leute auf die Bahn! Später erfahre ich allerdings, daß ein Eisregen von Norden nach Süden gezogen ist (Frankfurt hat er voll erwischt), und ich noch Glück gehabt hab, daß ich in München überhaupt landen konnte!

Dem Taxler, der mich dann heimfährt geb ich - wie üblich 10% Trinkgeld "DM 112,- , nehmen sie auch Visa, weil ich nicht soviel Bares habe?" - "Warum soviel? Bin I so guad gfarn?" Als er sieht, daß ich noch DM 110 in bar habe, sagt er: "Hundartzehne langan scho!" und nimmt die Scheine. "Same Planet. Different World"!


DIE TAGE DANACH, ...


BTW: Einer meiner Kollegen ist erst am Sonntag um 3:00 in der Frühe angekommen! Er wollte von Amsterdam nach Nürnberg, und sein Flieger wäre sogar eher als meiner gegangen. Da haben sie alle Flüge nach Nürnberg gestrichen! Als Ersatz hat er am Abend eine Maschine nach Stuttgart gekriegt. Von dort mit dem Bus zum Flughafen Nürnberg, da wars aber schon nach Mitternacht. Der Busfahrer war nett, hat ihn noch zum HBf gebracht, von dort ist er dann mit dem Taxi heim. Und da hab ich mich über 30 Minuten geärgert!

Sonntag: Wach um 8:00 auf, doch ich glaub, ich kann mir noch etwas Schlaf gönnen, stell mir den Wecker zuerst auf 9:00, dann auf 10:00 und zuletzt auf 11:00. Fühl mich nach der Dusche ganz gut, bis jetzt hab ich noch keinen "time lag" (glaub ich).

Schreibe von 20:00 bis 12:00 an diesem Reisebericht! Kann erst um 2 einschlafen.

Montag: Bringe Tobi in die Schule, er weckt mich um halb 6, bin aber nur leicht müde. Dieser Rückflug am Freitag abend war also ideal gegen time lag (BTW: Die Lufthansa fliegt nur Samstag vormittag zurück, dann kommt man in der Frühe an, und ist saumüde => time lag total)

Mittwoch: Endlich finde ich die Casio Uhr beim OEZ (Olympia Einkaufzentrum). Sie kostet DM 99,95! Dabei fällt mir der Unterschied zur Mall of America auf: Obwohl das OEZ viel kleiner ist, fällt die Orientierung schwer, weil ich nirgends einen Übersichtsplan finde. Man muß solange hin- und herrennen, bis man das gesuchte Geschäft gefunden hat (vielleicht ist das auch Absicht?!)

Bilder sind am Donnerstag fertig, hab einige mit dem Handy-Scanner eingescannt, und eingebaut.

3.2.97: Die Reisekostenprüfstelle weigert sich, die Taxigebüren zum Flughafen München zu zahlen. Es gibt eine Vorschrift ("culture change" ;-), die besagt, daß Taxi-Fahrten zum Flughafen München nicht erstattet werden.

später: Ich lese zufällig, dass Prince   in Minneapolis geboren ist!

- the end -